Wegweiser für Weltenretter – Erfahrungen aus einem Hilfsprojekt in Mali

WeltenretterWie der Titel war auch die Veranstaltung mal etwas ganz anderes als sonst üblich im AMA (Archiv für die Musik Afrikas) am Institut für Ethnologie und Afrikastudien der Gutenberg Universität Mainz.

Gespannt lauschten 15 interessierte junge Menschen den Ausführungen von Nike Dieterich. Grafisch sehr interessant verpackt trug sie ihre eigenen Erfahrungen und Verbindungen zu Afrika vor. Anhand von Fragen erklärte sie, wie sie dazu gekommen ist und was alles zu beachten ist, um erfolgreich arbeiten zu können.

Warum eigentlich?

Nike & Emil in Béni Abbès

Nike & Emil in Béni Abbès

Meist besteht schon ein Bezug zum Land oder zu den Menschen, so wie bei ihr. „Schon als Kleinkind war ich mit meinem zwei Jahren älteren Bruder und meinen Eltern auf einer Überführungsfahrt durch Nordafrika nach Niger. Drei Jahre später besuchte ich mit meiner Mutter meinen Vater in Ghana, der dort ein landwirtschaftliches Projekt leitete“. Dies hat wohl das erste Interesse geweckt und sie animiert 2014 für ein halbes Jahr in La Reunion  zu arbeiten, um dann Madagaskar und Tansania zu bereisen.

Wir sollten irgendwas tun, irgendwas Gutes.
Viele junge Menschen möchten nach der Schule oder dem Studium die Welt entdecken oder sich sozial engagieren. Der Reiz Erfahrungen in der Arbeitswelt, im sozialen Engagement, in fremden Sprachen und Kulturen zu sammeln ist groß und ist auch bei zukünftigen Arbeitgebern gefragt.

Doch was und wie? Es ist gar nicht so einfach etwas Passendes zu finden, denn in anderen Ländern, speziell in nicht entwickelten Ländern, gibt es einiges zu bedenken. DSCF3758 (3) (586x640)Sitten, Bräuche, Religionen und Sprache sind anders und man muss dies respektieren und achten, um selbst respektiert zu werden. Hier berichtete Nike von ihren Erfahrungen mit africa-co-operation e.V. Diese NGO agiert in Fangasso/Mali und setzt dort mit der Bevölkerung pragmatische Projekte zur Förderung von Bildung und Gesundheit um. In Fangasso ist die Infrastruktur nicht so wie zuhause, es gibt keine Straße, keinen Strom (und damit auch keine kalten Getränke), kein fließendes Wasser (keine Dusche und WC) und die Kommunikation ist ebenfalls sehr eingeschränkt. Auch das heiße Klima, die Moskitos und das ungewohnte Essen können zur Plage werden und man sehnt sich nach einer komfortablen Dusche. Doch dies ist nicht alles, denn auch die Sicherheitslage ist bedenklich, denn immer wieder gibt es Anschläge und Entführungen. Da wird schnell klar, dies ist kein Projekt für Anfänger. Doch was passt eigentlich zu mir? Diese Frage sollte erst geklärt werden und ist abhängig von der Sprache, den Sitten und Gebräuchen, der Infrastruktur und auch dem Bedürfnis nach Komfort.

Abwarten und Tee trinken – Problemen mit Humor und Pragmatismus begegnen

Wenn nun endlich das „Passende“ gefunden wurde, funktioniert nicht alles wie geplant, denn Theorie und Praxis sind zwei Paar Schuhe. Nike sagte dazu aus ihrer Erfahrung: „Schaut euch um nach Alternativen und begegnet allem mit Humor und Pragmatismus, manchmal auch einfach Abwarten und Tee trinken“. Andere Länder – andere Sitten, und diesen sollte ich mich anpassen, denn ich bin ja schließlich Gast und möchte helfen und nicht dirigieren. Alles braucht seine Zeit und Verständnis.

Resümee:
Eine sehr gute, interessante Veranstaltung, die Hilfe zu grundsätzlichen Fragen interessierter „Weltenretter“ bot. Auch durch die anschließende anregende Diskussion konnten die Teilnehmer viel mitnehmen. Als NGO Vertreter ist diese Sicht von außen sehr wichtig, denn die Reflexion der eigenen Arbeit ist ein Ansatz dafür, wie das Projekt gesehen wird und was verbessert werden kann.

Aktive Öffentlichkeitsarbeit – ACO beteiligt sich am PLEA Infostand in Göttingen

Es war mal wieder Zeit sich aufzuraffen und den Menschen zeigen was, wo, für wen und warum wir uns für die Menschen in Fangasso / Mali einsetzen. Hierzu bot sich die Infoveranstaltung von PLEA e.V. (zu ihrem 10-jährigen Bestehen) in der Kurzen Straße in Göttingen an.
Von 10 bis 14 Uhr zeigten wir unsere Video Clips aus Fangasso und erklärten interessierten Shoppern unsere Projekte. Ein aufziehendes Gewitter und der damit einsetzende Starkregen ließ uns dann fluchtartig den Ort verlassen. Aber alles in Allem konnten wir doch einige Menschen erreichen und können zufrieden Bilanz ziehen.

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Infostand Kurze Str., Göttingen

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Denis Coulibaly / J. Albers

Auch konnten die schon lang schwelenden Differenzen der jeweiligen Vorsitzenden endlich durch eine einfache Versöhnung beendet werden. Manchmal braucht es nur ein wenig Vermittlung.

Bau der Schulbiliothek hat begonnen

Manchmal muss man einfach nur etwas Geduld mitbringen, denn nach einigen Kontaktversuchen mittels Mail, Brief und Telefon zu allen Beteiligten kam lange keine Antwort.

Bibliothek im Bau – Krankenwagen zwecks Reparatur in San

Die Schulbibliothek

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Die Bibliothek, das älteste Schulgebäude

Doch heute war es soweit und uns erreichten die ersten Fotos vom Bau der Bibliothek. Eine Wand ist schon ersetzt worden, die anderen werden gerade restauriert und demnächst kann das Dach schon drauf. So sind wir jetzt guter Hoffnung, dass bis Ende nächster Woche der Bau fertiggestellt werden kann.

Der Bürgermeister hält sein Versprechen – Toyota Krankenwagen in San zwecks Reparatur

Seit über einem Jahr steht der Toyota Krankenwagen mit einem Zylinderkopfschaden im Centre de Sante  und konnte nicht mehr genutzt werden. Bei unserem letzten Besuch erklärte der neue Bürgermeister (Batri Dena), dass dies eine Schande ist und er sich für eine Reparatur einsetzen würde.

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Der 2013 übergebene Toyota

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Unterstützung per Handschlag

 

 

 

 

 

 

Dies hat er nun getan und das Fahrzeug in eine Werkstatt der 70 km entfernten Stadt San schleppen lassen. Jetzt warten wir auf die Diagnose und den Kostenvoranschlag. Gerne beteiligen wir uns an den Kosten um endlich wieder Kranke und Schwangere befördern zu können.

 

Das Festprogramm zur Eröffnung der Kantine

Am Morgen des nächsten Tages wurde zum Fußball geladen, denn in den neuen Trikots und mit den Bällen konnten die Jugendlichen aus Fangasso mal ihrer Fußballqualitäten zeigen. Team Deutschland und Team Spanien lieferten ein sehr spannendes und faires Spiel, das mit  3:1. endete. Ich glaube sie wollten uns damit eine kleine Freude machen. Ein Video über diese Begegnung wird demnächst auf Facebook veröffentlicht, denn bewegende Bilder geben einen besseren Eindruck.

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Die Schüler als Zuschauer

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Die Ehrengäste

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Spannende Zweikämpfe

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Fairplay

Danach kamen alle auf dem Schulhof zusammen, wo die  Eröffnungsreden gehalten wurden. Hier wurde betont, wie wichtig diese Partnerschaft für die Bildung und die Entwicklung von Fangasso ist. Da konnten wir nur noch zustimmen. Währen der Reden  und dem folgenden Musik und Tanzprogramm, wurde schon eifrig mit dem neuen Equipment das Essen für 150 Personen vorbereitet.

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Der Dorfchef Baba und Bakary Coulibaly

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Der Sousprefect

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Haby Dembele mit dem Dorfchef

 

 

Die Versammlung – die gemeinsame Übereinkunft

Nachdem das Equipment und die Nahrungsmittel der Kantine übergeben worden sind, wurde nach kurzer Pause die Versammlung einberufen. Hier zeigte sich, dass sich die gute Vorbereitung gelohnt hatte, denn die Diskussionen verliefen sehr fruchtbar und es waren nur noch wenige offene Punkte zu klären.

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Die Ergebnisse:

Bakary Coulibaly wird die monatlichen Zahlungen für das Personal und der Nahrungsmittel entgegennehmen, die er dann an den Kantinenmanager weiterleitet. Der Kantinenmanager ist für die Auszahlung der Gehälter, des Einkaufs, der Lagerhaltung, der Instandhaltung und für die Buchführung verantwortlich. Die Grundnahrungsmittel werden monatlich aus San angeliefert, Gemüse und andere frisch benötigten Zutaten werden vom Garten oder vom Markt in Fangasso zugekauft. Die Küchenchefin ist für einen reibungslosen Ablauf der Essenszubereitung und Ausgabe verantwortlich.

Kantinenmanager: Seydou Kamate (30.000 CFA/M)
Küchenchefin: Colette Dakono (25.000 CFA/M)
Die Köchinnen: Bernadette Coulibaly, Waba Diarra, Fatoumata Thesa,  Fattoumata Kamate (10.000 CFA/M + Essen für ihre Familienangehörigen)
Die Position des Gärtners / Wächters (20.000 CFA/M) wird neu besetzt

Alle Anwesenden stimmten diesen Vorschlägen zu und es wurde für den kommenden Tag vereinbart, dass es ein kurzes Fußballspiel in den mitgebrachten Trikots geben wird. Zusätzlich soll das erste Essen für mindestens 100 Personen gekocht werden, um zu sehen wie dies funktioniert.

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Empfang in Fangasso – Nach 8.000 km Fahrt endlich am Ziel

Die Fahrt nach Fangasso musste in zwei Etappen erfolgen, da wir sonst in die Dunkelheit gekommen wären. Die Straße bis Segou war nagelneu und hatte lediglich eine kurze staubige Umleitung. Gegen frühen Abend wurde San erreicht und es wurde bei Verwandten von Haby übernachtet.

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Gleich am nächsten Morgen legten wir die letzten 75 km bis Fangasso zurück, wo uns die Schüler, Lehrer und die Honoratioren Fangassos einen unvergessenen Empfang bescherten. Über 1000 Menschen begrüßten uns singend und klatschend während der Einfahrt. Damit hatten wir nicht gerechnet. Nach kurzer Begrüßungszeremonie wurde uns ein Ablaufprotokoll übergeben und wir besichtigten die Kantine, den Schulgarten, die Baustelle der Bibliothek und das Centre de Sante. Die Schulkantine sah bestens aus und alles war wie beschrieben, im Garten wuchs jedoch diesmal wenig, was mit fehlendem Wasser und mit einem gierigen Ziegenbock erklärt wurde, der über den Zaun gesprungen war. Auch unsere vor 4 Jahren überführte Ambulance fristete ein eher jämmerliches Dasein auf drei Rädern.

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Doch der neu gewählte Bürgermeister erklärte, er werde sich jetzt persönlich für eine Reparatur des Fahrzeugs einsetzen. Nach Übergabe der mitgeführten Untersuchungsbank und anderer kleiner Materialien ging es zurück zur Kantine wo schon das Komitee zusammengekommen war.

Jetzt ging es daran, eine für alle Parteien tragbaren und nachhaltigen Kompromiss, zum dauerhaften Betrieb der Kantine zu finden.

Arbeiten in Bamako erledigt – Morgen geht es Richtung Fangasso

Nach 3 Tagen in Bamako sind wir zu Haby gezogen um mit ihr klären, was für den Betrieb der Schulkantine benötigt wird. Haby hat hier vor Ort für uns die Organisation übernommen und sowohl Equipmment als auch Grundnahrungsmittel gekauft. All das werden wir jetzt nach Fangasso transportieren.

AnlieferungMorgen wird es also losgehen und wir sind gespannt, ob unsere Pläne aufgehen. Am ersten Tag werden wir mit dem Kommitee alle offenen Fragen abklären. Am nächsten Tag, Samstag, wird es die Eröffnung mit den ersten Mahzeiten geben. Es wird für 100 Personen Essen gekocht und alle Anwesenden sind eingeladen. Mal sehen, ob das alles auch so klappt. So kann auch gleich festgestellt werden, ob für den künftigen Großküchenbetrieb noch etwas fehlt.
Es ist immer wieder eine Herausforderung so etwas zu organisieren und ohne  die Hilfe von Haby wäre dies ein noch wesentlich schwieriger.

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