Von Thorsten Jungholt , Bamako und Koulikoro
Ihre erste Reise führte die neue Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen nach Afghanistan. Doch die ersten Entscheidungen warten anderswo: Ein Besuch bei der Bundeswehr in Mali.
Blitzblank geputzt parkt der BMW, Typ 318i, im Kasernenhof. Es ist ein älteres Modell, aber er fällt sofort ins Auge. Denn der Wagen mit Hamburger Nummernschild steht in Koulikoro, einer Ortschaft am Ufer des Niger, in der nicht wenige Einwohner noch mit Eselkarren umherzockeln. Und wer die 65 Kilometer über eine holprige Schlaglochpiste aus Malis Hauptstadt Bamako hinter sich gebracht hat, dem drängt sich die Frage auf: Wer nur hatte die Idee, eine deutsche Mittelklasselimousine in diese Offiziersschule der malischen Streitkräfte mitten in Westafrika zu verfrachten?
Die Antwort liefert Nouhoum Mamadou Traoré. „Ich bin sehr stolz auf meinen BMW“, sagt der Colonel. „Das ist mein Schatz. Ich nenne sie Julia.“ Traoré liebt nicht nur bayerische Autos, er nennt sich selbst „ein deutsches Produkt, einen Offizier made in Germany“. Der malische Oberst wurde elf Jahre lang in Deutschland ausgebildet: zum Zugführer, zum Kompaniechef, es folgte ein Pädagogikstudium und schließlich der Schritt an die Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg. Dort erstand er auch den BMW, den er per Schiff in seine Heimat transportieren ließ.
http://www.welt.de/politik/deutschland/article123360526/In-Afrika-muss-Leyen-erste-Entscheidungen-treffen.html