Kein Licht für Afrika

Die Idee ist gut: Solarenergie nutzen, Umwelt schonen, Gewinn machen. Warum geht ein solches Projekt schief? Von Katrin Zeug

Tausende kleine Monde glitzern nachts auf dem Victoriasee. Auf kleinen Flößen schaukeln Petroleumleuchten über das schwarze Wasser, um Fische anzuziehen. Seit Jahrzehnten locken Männer wie Pottas Aboy auf diese Art den Fang in ihre Netze. Nun hat bei Aboy der Fortschritt Einzug gehalten.

Der Fischer aus dem Dorf Mbita hat seit ein paar Wochen eine neue Lampe. Ihre Glühbirne ist groß und spendet das typische kühle Licht von Energiesparlampen, ein Kabel verbindet sie mit einer kleinen Akkubox. Das sei nicht nur billiger, sondern auch zuverlässiger und umweltfreundlicher als die bisherigen Benzinlampen, sagt der Fischer. Dafür, dass er seine neue Lampe vorführt, wird Pottas Aboy von         Osram        bezahlt. Denn der deutsche Glühbirnenhersteller möchte elektrisches Licht in Gegenden bringen, in denen es kein Stromnetz gibt. Und bei den 175.000 Fischern am Victoriasee erhofft sich das Unternehmen beträchtlichen Gewinn. Eine Idee, die auf scheinbar ideale Weise Entwicklungshilfe mit Umweltschutz und Rendite verbindet.

Doch leider klafft zwischen Ideal und Wirklichkeit eine gewaltige Lücke. Obwohl es die solar betriebenen Lampen seit gut neun Monaten gibt, werden sie erst von zwei Fischern genutzt, einer davon ist Pottas Aboy. Die Gründe dafür sind vielfältig: Politische Instabilität, Bürokratie und kulturelle Unterschiede machen dem Osram-Projekt zu schaffen. Und man kann daran geradezu beispielhaft studieren, warum von der Idee her sinnvolle Entwicklungsprojekte in der Praxis immer wieder scheitern.
http://www.zeit.de/2009/03/Afrika

Schreibe einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.